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Elterliche Vernachlässigung:
Typische Muster, Folgen und Wege zur Heilung

Liste der typischsten Elternmuster

Eltern: Emotionale Vernachlässigung

  • Wenn Eltern Gefühle übersehen oder kleinreden, erlebt das Kind innere Einsamkeit.

  • Das Kind lernt zu dem Zeitpunkt: Scham, Unsicherheit, dass Gefühle nicht wichtig sind.

  • Als Erwachsener folgen dann: emotionale Distanz, depressive Tendenzen, Panikattacken, Angst vor Intimität, Rückzug in schwierigen Situationen.

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Eltern: Kalter und kritisierender Vater

  • Wenn der Vater abwertend, spöttisch oder gleichgültig reagiert, fühlt sich das Kind nicht liebenswert.

  • Das Kind lernt zu dem Zeitpunkt: geringes Selbstwertgefühl, Unterdrückung von Gefühlen, Angst vor Fehlern.

  • Als Erwachsener folgen dann: Perfektionismus, Selbstkritik, emotionale Kälte, Abwertung liebevoller Partner, Rückzug bei Nähe.​

 

Eltern: Überkritik und Abwertung

  • Wenn Eltern nur Fehler sehen, vermitteln sie dem Kind: „Du bist nicht genug.

  • Das Kind lernt zu dem Zeitpunkt: starker innerer Kritiker, dauerhafte Selbstzweifel, ständige Anpassung.

  • Als Erwachsener folgen dann: Pessimismus, Selbstabwertung, Schuldgefühle, harsche Selbstkritik, kritisches Verhalten gegenüber Partnern.

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Eltern: Überforderte Mutter, die das Kind als „Vaterersatz“ benutzt (Parentifizierung)

  • Wenn die Mutter das Kind in die Rolle eines Partners drängt oder übermäßig belastet, verliert es seine Kindheit.

  • Das Kind lernt zu dem Zeitpunkt: Verantwortung für die Gefühle anderer zu tragen, Schuld, wenn es eigene Bedürfnisse hat.

  • Als Erwachsener folgen dann: Co-Abhängigkeit, Überverantwortung, Schuldgefühle bei Selbstfürsorge.

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​Eltern: Überhöhte Erwartungen und Leistungsdruck​

  • Wenn Anerkennung nur über Leistung geschieht, wird das Kind ständig unter Druck gesetzt.

  • Das Kind lernt zu dem Zeitpunkt: Liebe muss verdient werden, Fehler sind gefährlich.

  • Als Erwachsener folgen dann: Burnout-Gefahr, Workaholism, Unfähigkeit, Entspannung zuzulassen, Angst vor Versagen.

 

Eltern: Fehlende Grenzen

  • Wenn Eltern keine klaren Regeln geben oder die Privatsphäre missachten, fehlt Orientierung.

  • Das Kind lernt zu dem Zeitpunkt: Unsicherheit über Identität, dass eigene Grenzen nicht zählen.

  • Als Erwachsener folgen dann: Schwierigkeiten, „Nein“ zu sagen, Ausnutzbarkeit, instabile Beziehungen, Schuldgefühle bei Abgrenzung.

 

Eltern: Ambivalente Zuwendung (mal warm, mal abweisend)

  • Wenn Eltern unberechenbar sind – einmal warm und liebevoll, dann wieder kalt und abweisend – entsteht Verwirrung.

  • Das Kind lernt zu dem Zeitpunkt: Nähe ist unberechenbar, Liebe kann jederzeit verschwinden.

  • Als Erwachsener folgen dann: Bindungsangst, Klammern und Rückzug im Wechsel, emotionale Achterbahn in Beziehungen.

 

Eltern: Überbehütung und Kontrolle

  • Wenn Eltern jede Entscheidung abnehmen oder stark kontrollieren, kann das Kind keine Autonomie entwickeln.

  • Das Kind lernt zu dem Zeitpunkt: Misstrauen in die eigene Kompetenz, Angst vor eigenem Handeln.

  • Als Erwachsener folgen dann: Abhängigkeit von anderen, Entscheidungsunfähigkeit, Panik vor Verantwortung, Rückzug ins Passive.

 

Eltern: Gleichgültigkeit und Desinteresse

  • Wenn Eltern kaum Interesse am Leben des Kindes zeigen, fühlt es sich unsichtbar.

  • Das Kind lernt zu dem Zeitpunkt: „Ich bin nicht wichtig.“

  • Als Erwachsener folgen dann: Scham, Pessimismus, innere Leere, Suche nach Anerkennung um jeden Preis, riskante Partnerwahl.

 

Eltern: Gewalt oder verbale Aggression

  • Wenn Eltern schreien, bedrohen oder körperlich bestrafen, lebt das Kind in Angst.

  • Das Kind lernt zu dem Zeitpunkt: Unterwürfigkeit, Rückzug, gleichzeitig angestaute Wut.

  • Als Erwachsener folgen dann: unkontrollierte Wutausbrüche, Aggression gegen Partner, Panikattacken, innere Zerrissenheit zwischen Angst und Wut.

 

Eltern: Emotionaler Missbrauch (z. B. Demütigung, Lächerlichmachen)

  • Wenn Eltern das Kind öffentlich bloßstellen oder demütigen, verinnerlicht es Scham.

  • Das Kind lernt zu dem Zeitpunkt: „Mit mir stimmt etwas nicht.“

  • Als Erwachsener folgen dann: toxische Scham, Angst vor Bloßstellung, Selbstsabotage, Rückzug aus sozialen Situationen und Beziehungen.

 

Eltern: Alkohol- oder Suchterkrankung

  • Wenn Eltern süchtig sind, erlebt das Kind Instabilität und Unsicherheit.

  • Das Kind lernt zu dem Zeitpunkt: ständige Alarmbereitschaft, Hypervigilanz, Schuld für elterliches Leid.

  • Als Erwachsener folgen dann: Schwierigkeiten zu vertrauen, Co-Abhängigkeit, Panikattacken, Probleme mit Kontrolle und Sicherheit.

 

Eltern: Favorisierung oder Ungleichbehandlung der Kinder

  • Wenn ein Kind bevorzugt, das andere abgewertet wird, entsteht Konkurrenz und Unsicherheit.

  • Das Kind lernt zu dem Zeitpunkt: es muss kämpfen, um gesehen zu werden.

  • Als Erwachsener folgen dann: Eifersucht in Beziehungen, geringes Selbstwertgefühl, Neid, Angst, verlassen zu werden.

 

Eltern: Gefühlskälte trotz äußerlicher Fürsorge

  • Wenn Eltern zwar versorgen, aber keine Wärme zeigen, fehlt emotionale Bindung.

  • Das Kind lernt zu dem Zeitpunkt: Gefühle spielen keine Rolle, Sicherheit ist nur äußerlich.

  • Als Erwachsener folgen dann: emotionale Distanz, Probleme, Nähe zuzulassen, Abweisung liebevoller Partner, „funktionieren statt fühlen“.

 

Eltern: Schuldzuweisungen an das Kind

  • Wenn Eltern eigene Probleme oder Frustrationen dem Kind zuschreiben, fühlt es sich verantwortlich.

  • Das Kind lernt zu dem Zeitpunkt: „Ich bin schuld, wenn andere leiden.“

  • Als Erwachsener folgen dann: übersteigerte Schuldgefühle, Selbstbestrafung, Probleme mit Selbstwert, Übernahme fremder Lasten.

 

Eltern: Ständige Vergleiche mit Geschwistern oder anderen Kindern

  • Wenn Eltern das Kind abwertend vergleichen, wächst Neid und Minderwertigkeit.

  • Das Kind lernt zu dem Zeitpunkt: nie ausreichend zu sein.

  • Als Erwachsener folgen dann: Minderwertigkeitsgefühle, Neid, Leistungsdruck, ständige Selbstoptimierung.

 

Eltern: Abwertung von Gefühlen („Sei nicht so sensibel“)

  • Wenn Eltern Emotionen kleinreden, lernt das Kind Gefühle zu unterdrücken.

  • Das Kind lernt zu dem Zeitpunkt: Gefühle sind Schwäche.

  • Als Erwachsener folgen dann: Schwierigkeiten, Gefühle zu zeigen, emotionale Kälte, innere Anspannung, psychosomatische Beschwerden.

 

Eltern: Drohungen mit Verlassenwerden

  • Wenn Eltern Liebe oder Nähe entziehen, um Gehorsam zu erzwingen, wächst Verlustangst.

  • Das Kind lernt zu dem Zeitpunkt: Angst, verlassen oder bestraft zu werden.

  • Als Erwachsener folgen dann: klammernde Beziehungen, Panik bei Distanz, starke Verlustangst, Eifersucht.

 

Eltern: Abwesenheit durch Arbeit oder Trennung

  • Wenn Eltern oft nicht präsent sind, entsteht Leere und Unsicherheit.

  • Das Kind lernt zu dem Zeitpunkt: „Ich darf keine Erwartungen haben.“

  • Als Erwachsener folgen dann: Rückzug, Bindungsschwierigkeiten, Angst, sich auf Menschen zu verlassen, Pessimismus.

 

Eltern: Überforderung durch jüngere Geschwister (Parentifizierung light)

  • Wenn ein Kind dauerhaft Verantwortung für Geschwister tragen muss, verliert es Freiheit.

  • Das Kind lernt zu dem Zeitpunkt: Eigene Bedürfnisse sind zweitrangig.

  • Als Erwachsener folgen dann: Überverantwortung, Helfersyndrom, Schuldgefühle bei Selbstfürsorge, Erschöpfung.

 

Eltern: Strenge Strafen bei Fehlern

  • Wenn Fehler hart bestraft werden, entsteht Angst vor Versagen.

  • Das Kind lernt zu dem Zeitpunkt: Fehler sind gefährlich.

  • Als Erwachsener folgen dann: Perfektionismus, innere Unruhe, Panikattacken bei Fehlern, Unfähigkeit zu entspannen.

 

Eltern: Mangel an körperlicher Nähe (kein Kuscheln, keine Wärme)

  • Wenn Eltern körperliche Zuwendung verweigern, fehlt Geborgenheit.

  • Das Kind lernt zu dem Zeitpunkt: Nähe ist nicht erlaubt oder gefährlich.

  • Als Erwachsener folgen dann: Angst vor Intimität, Distanz in Beziehungen, Abweisung liebevoller Partner.

 

Eltern: Zwang zur Dankbarkeit („Du solltest froh sein…“)

  • Wenn Eltern Dankbarkeit erzwingen, wird Liebe zur Schuld.

  • Das Kind lernt zu dem Zeitpunkt: Schuld bei eigenen Bedürfnissen, Angst vor Undankbarkeit.

  • Als Erwachsener folgen dann: Schuldgefühle in Beziehungen, ständige Rechtfertigung, die Unfähigkeit, Geschenke oder Liebe anzunehmen.

 

Eltern: Unvorhersehbare Stimmungsschwankungen

  • Wenn Eltern launisch und unberechenbar sind, lebt das Kind in Daueranspannung.

  • Das Kind lernt zu dem Zeitpunkt: ständige Alarmbereitschaft.

  • Als Erwachsener folgen dann: innere Unruhe, Panikattacken, Probleme Vertrauen aufzubauen, Überanpassung.

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Eltern: Abwertung der Persönlichkeit („Du bist faul, dumm…“)

  • Wenn Eltern das Kind mit seiner Identität herabsetzen, zerstören sie Selbstwert.

  • Das Kind lernt zu dem Zeitpunkt: „Mit mir stimmt etwas nicht.“

  • Als Erwachsener folgen dann: toxische Scham, Selbsthass, Depressionen, Rückzug, Abwertung liebevoller Partner.

 

Eltern: Vernachlässigung der Grundbedürfnisse (Hunger, Sicherheit)

  • Wenn Grundbedürfnisse nicht verlässlich gestillt werden, entsteht Unsicherheit.

  • Das Kind lernt zu dem Zeitpunkt: Die Welt ist gefährlich, Bedürfnisse werden nicht erfüllt.

  • Als Erwachsener folgen dann: Pessimismus, Angststörungen, übersteigerte Vorsicht, die Unfähigkeit - Sicherheit in Beziehungen zu finden.

 

Eltern: Emotionale Vereinnahmung („Du bist alles für mich“)

  • Wenn Eltern das Kind als Lebenssinn nutzen, entsteht Druck.

  • Das Kind lernt zu dem Zeitpunkt: es darf keine eigene Identität entwickeln.

  • Als Erwachsener folgen dann: Schuld bei Abgrenzung, Angst vor Eigenständigkeit,
    Co-Abhängigkeit, Rückzug aus Beziehungen.

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Beispiele der emotionalen Resultate im Erwachsenenalter

  • Pessimismus (führt meist zu Hoffnungslosigkeit)

  • Flucht, Distanz und Rückzug (Abstoßung der Partner)

  • Schuldgefühle, Scham, geringer Selbstwert, fehlende Selbstliebe

  • Gefühl von "Nicht gesehen werden", Unsichtbarkeit, Luft sein

  • Übersteigerte Empathie („jemanden nicht weinen sehen können“)

  • Unkontrollierte Wut und Aggressionen (Wut aus heiterem Himmel)

  • Panikattacken und Angstzustände (scheinbar ohne Grund und Trigger)            usw.

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Verhalten als Erwachsene gegenüber anderen Menschen

Allgemeiner Umgang mit Menschen

  • Überangepasstheit: Starke Tendenz, Erwartungen anderer zu erfüllen, auch auf Kosten der eigenen Bedürfnisse.

  • Überverantwortung: Neigung, für andere zu sorgen, als müsste man ständig retten.

  • Misstrauen: Schwierigkeit, Hilfe oder Unterstützung anzunehmen.

  • Distanz: Rückzug, wenn Beziehungen gut laufen und zu nah werden.

  • Empfindlichkeit: Starke Reaktionen auf Kritik oder Ablehnung, da dies alte Wunden aktiviert. 

  • Überempfindlichkeit: Jeder Satz und Bitte vom Partner wird als direkter Angriff bewertet.

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Verhalten in Partnerschaften

Besonders kompliziert wird es, wenn Partner liebevoll und verständnisvoll sind:

  • Abweisung von Nähe: Liebevolle Gesten werden abgeblockt oder belächelt („Das kann nicht echt sein“).

  • Unbewusste Abwertung: Partner wird kritisiert oder klein gemacht, um Nähe auf Distanz zu halten.

  • Angst vor Abhängigkeit: Zuwendung des Partners weckt das Gefühl, verschlungen oder abhängig zu werden.

  • Bindungsangst: Sobald die Beziehung ernst wird, Rückzug oder plötzliche emotionale Kälte (wie vom Vater vorgelebt).

  • Misstrauen: Die Liebe des Partners wird in Frage gestellt („Du meinst das nicht ehrlich“).

  • Schuldgefühle: Der Gedanke „ich verdiene diese Liebe nicht“ führt dazu, dass Nähe als belastend erlebt wird.

  • Selbsterfüllende Prophezeiung: Durch das Abweisen liebevoller Partner wiederholen sie unbewusst das Muster von Ablehnung aus der Kindheit. Kommt es zur Trennung durch Selbst-Sabotage, bestätigen sich die negativen Gedankenmuster ("Ich wusste, dass es nicht klappen würde", "Es war viel zu gut um wahr zu sein".) und nach der ersten Erleichterung (Erwartungen eingetroffen - Schutzmauer wird heruntergefahren) folgt meist eine weitere Belastungsstörung - Trennungstrauma. 

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Wie können diese Muster durchbrochen werden?

 

1. Bewusstwerden

  • Erkennen, dass die Ablehnung von Liebe kein Ausdruck von Undankbarkeit ist, sondern ein erlerntes Schutzmuster aus der Kindheit.

2. Neue Beziehungserfahrungen zulassen

  • Sich Schritt für Schritt an Zuwendung gewöhnen (z. B. Lob annehmen, Nähe aushalten).

  • Partner einbeziehen, über Ängste sprechen, statt sie im Stillen auszuleben.

 

3. Arbeit an inneren Überzeugungen

  • Glaubenssätze wie „Ich bin nicht liebenswert“ oder „Liebe endet in Enttäuschung“ bewusst hinterfragen.

  • Therapeutische Methoden (z. B. Schema-Therapie, EMDR) können helfen, diese Sätze zu verändern.

 

4. Gefühle regulieren

  • Panikattacken und Wutausbrüche mit Atemübungen, Körperarbeit oder Achtsamkeitstechniken abfangen.

  • Wut nicht auf Partner richten, sondern als Signal eigener alter Verletzungen verstehen.

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5. Beziehung als Heilungsraum nutzen

  • Liebevolle, geduldige Partner können mit Klarheit und Grenzen helfen, alte Muster langsam zu verändern.

  • Wichtig: Verantwortung für Heilung liegt nicht beim Partner allein, sondern beim Betroffenen selbst.

 

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Kinder, die Kälte, Kritik und Überforderung durch Eltern erfahren haben, tragen diese Muster oft ins Erwachsenenalter. Sie neigen dazu, Nähe und Liebe abzuwehren – selbst dann, wenn ihnen ein verständnisvoller Partner begegnet. Dies ist kein Ausdruck mangelnder Liebe, sondern ein Schutzmechanismus gegen alte Verletzungen.

Doch: Durch Bewusstwerden, Therapie und sichere Beziehungserfahrungen können diese Schutzmauern abgebaut werden. So kann das, was einst als Überlebensstrategie notwendig war – Rückzug, Kälte, Misstrauen – Schritt für Schritt in Offenheit, Vertrauen und echte Nähe verwandelt werden.

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Quellen, Psychologische Forschung und Studien

  • Parentifizierung: Starke Belastung für die Entwicklung. Erhöht Risiko für Depressionen, Angstsymptome und Beziehungsprobleme im Erwachsenenalter (Hooper, 2007).

  • Emotionale Vernachlässigung: Verknüpft mit chronischem Schamgefühl und Schwierigkeiten in Intimität (Schimmenti & Bifulco, 2015).

  • Kritische, abwertende Erziehung: Zusammenhang mit geringem Selbstwert, Aggressionen und sozialem Rückzug (Shaffer et al., 2009).

  • Mehrfache Vernachlässigung: Steigert Risiko für Angststörungen, Panikattacken und psychosomatische Leiden (O’Donovan et al., 2015).

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