Bipolare Störung
Übersicht
1. Was ist eine bipolare Störung?
Die bipolare Störung ist eine psychische Erkrankung, die durch wechselnde Stimmungsepisoden gekennzeichnet ist. Betroffene erleben manische oder hypomanische Phasen, in denen sie übermäßig euphorisch oder gereizt sind, und depressive Phasen, in denen Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit und Schuldgefühle dominieren.
Unterformen:
-
Bipolar-I-Störung: mindestens eine voll ausgeprägte Manie
-
Bipolar-II-Störung: mindestens eine Hypomanie und depressive Episoden
-
Zyklothymie: chronische, mildere Stimmungsschwankungen
2. Typische Symptome
Manische/hypomanische Phase
-
Euphorische oder gereizte Stimmung
-
Gesteigerte Energie, vermindertes Schlafbedürfnis
-
Schnelle Gedanken und Sprache
-
Überhöhtes Selbstbewusstsein oder Größenideen
-
Impulsives und risikoreiches Verhalten
Depressive Phase
-
Niedergeschlagene, traurige Stimmung
-
Antriebslosigkeit, Verlust von Freude
-
Schuld- und Wertlosigkeitsgefühle
-
Schlaf- und Appetitstörungen
-
Suizidgedanken oder -handlungen
Weitere mögliche Symptome in beiden Phasen: Gereiztheit, Aggression, sozialer Rückzug, Konzentrationsstörungen und innere Unruhe.
3. Auslöser und Risikofaktoren
-
Genetische Veranlagung: familiäre Häufung
-
Neurobiologische Faktoren: Ungleichgewicht bestimmter Neurotransmitter (Serotonin, Dopamin)
-
Stress und traumatische Lebensereignisse
-
Substanzen: Alkohol, Drogen, bestimmte Medikamente
-
Schlafmangel: besonders in manischen Phasen ein Auslöser
4. Ähnliche Erkrankungen und Differenzialdiagnosen
Die bipolare Störung kann mit mehreren anderen psychischen Erkrankungen verwechselt werden.
-
Major Depression: Die depressive Phase der bipolaren Störung ähnelt einer Major Depression mit Antriebslosigkeit, Schuldgefühlen, Schlafstörungen und Niedergeschlagenheit. Der Unterschied ist jedoch, dass bei der bipolaren Störung zusätzlich manische oder hypomanische Episoden auftreten.
-
PTBS (Posttraumatische Belastungsstörung): Auch hier gibt es Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit und Schlafprobleme. PTBS ist aber traumainduziert und durch Flashbacks, Albträume und Hypervigilanz geprägt, während die Manien bei der bipolaren Störung fehlen.
-
ADHS bei Erwachsenen: Hyperaktivität, Impulsivität und Schlafprobleme können ähnlich wirken wie manische Symptome. Allerdings sind die Stimmungsschwankungen bei ADHS meist chronisch und nicht episodisch wie bei der bipolaren Störung.
-
Borderline-Persönlichkeitsstörung: Diese Erkrankung zeigt ebenfalls starke Stimmungsschwankungen und Impulsivität. Unterschiede bestehen darin, dass die Stimmungsschwankungen bei Borderline sehr schnell (Stunden bis Tage) wechseln und stark an zwischenmenschliche Konflikte gekoppelt sind. Die bipolare Störung hingegen verläuft in länger anhaltenden Episoden (Tage bis Wochen).
-
Angststörungen: Unruhe, Panik und Schlafstörungen kommen bei beiden Erkrankungen vor, allerdings fehlt bei Angststörungen die euphorische Maniephase.
5. Therapieoptionen
Medikamentöse Behandlung
-
Stimmungsstabilisierer: Lithium, Valproat
-
Antikonvulsiva: Lamotrigin
-
Antipsychotika: bei schweren Manien
-
Antidepressiva: nur in Kombination mit Stimmungsstabilisierern, um Manien zu vermeiden
Psychotherapie
-
Kognitive Verhaltenstherapie (CBT): Strategien zum Umgang mit Stimmungsschwankungen
-
Psychoedukation: Erkennen von Frühwarnzeichen
-
Interpersonelle und soziale Rhythmustherapie: Stabilisierung von Schlaf, Tagesablauf und sozialen Kontakten
Lebensstilmaßnahmen
-
Regelmäßiger Schlaf- und Tagesrhythmus
-
Stressmanagement und Entspannungstechniken
-
Vermeidung von Alkohol und Drogen
-
Unterstützung durch Familie und soziale Netzwerke
6. Heilungsaussichten
Eine vollständige Heilung ist derzeit nicht möglich. Mit kontinuierlicher Behandlung lassen sich jedoch Episoden reduzieren, Stimmung stabilisieren und die Lebensqualität deutlich verbessern.
7. Hilfsangebote
-
Hausarzt oder Psychiater: Diagnose und medikamentöse Betreuung
-
Psychotherapeuten: Verhaltenstherapie, Psychoedukation
-
Psychiatrische Kliniken: Bei akuten Manien oder schweren Depressionen
-
Selbsthilfegruppen und Organisationen: z. B. Deutsche Gesellschaft für Bipolare Störungen (DGBS)
-
Krisenhotlines: Bei akuter Suizidgefahr, z. B. Telefonseelsorge (0800-111-0-111 in Deutschland)