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Kind auf dem Lande

Kindliche Vernachlässigung und emotionale Kälte:
Die unsichtbaren Wunden, die im Erwachsenenleben nachwirken

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Viele Menschen, die in ihrer Kindheit ohne verlässliche Bezugsperson aufwachsen mussten, kennen die Folgen erst Jahrzehnte später wirklich. Was beginnt mit fehlender Zuwendung, emotionaler Distanz, mangelnder Geborgenheit oder unsicheren Bindungen, hinterlässt tiefe Spuren im Nervensystem, die bis weit ins Erwachsenenalter nachhallen.

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Was bedeutet emotionale Vernachlässigung?
Ein Kind, das nicht getröstet wird, wenn es traurig ist; dem niemand sagt „Ich bin für dich da“; das erleben muss, dass seine Gefühle stören und lästig sind – entwickelt mit der Zeit einen inneren Schutzpanzer. Es „lernt“: Gefühle zeigen lohnt nicht, Nähe ist gefährlich, ich muss alleine klarkommen. Das Gefühl von Sicherheit, so grundlegend für die Entwicklung von Selbstvertrauen und Bindungsfähigkeit, bleibt auf der Strecke.

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Wie wirkt sich das im Erwachsenenleben aus?

Wer als Kind nie gehört hat „Du bist wichtig, so wie du bist“ oder nie echte Zuwendung erlebte, wächst oft mit bestimmten, tief in der Seele verankerten Glaubenssätzen auf.

Beispiele dafür sind:

  • „Ich bin eine Last“
    – Wer als Kind vernachlässigt oder abgelehnt wurde, denkt als Erwachsener häufig, anderen nur zur Last zu fallen. Jedes eigene Bedürfnis, jeder Wunsch nach Aufmerksamkeit löst Schuld oder Scham aus: „Ich koste nur Kraft, ich sollte niemandem zur Last fallen.“ Es fällt schwer, Hilfe anzunehmen oder um Unterstützung zu bitten.

  • „Ich bin nicht genug / Ich bin nicht liebenswert“
    – Kinder, die nur dann Nähe oder Lob bekommen haben, wenn sie „funktioniert“ oder besondere Leistung gebracht haben, tragen als Erwachsene den Glaubenssatz: „Ich bin nicht genug, so wie ich bin.“ Sie müssen sich Liebe und Anerkennung ständig verdienen und spüren doch nie echte Sicherheit.

  • „Gefühle zeigen ist gefährlich“
    – Wer für Trauer, Angst oder Wut in der Kindheit ignoriert oder bestraft wurde, entwickelt als Schutz Gefühle von Scham, Schuld und Unsicherheit – und lernt, Gefühle zu unterdrücken oder abzuspalten.

  • „Ich sollte mich lieber zurückziehen“
    – Wer erlebt hat, dass Nähe mit Schmerz, Ablehnung oder Demütigung verbunden war, meidet im Erwachsenenalter oft enge Bindungen und wird zum Einzelgänger, selbst wenn der Wunsch nach Nähe eigentlich groß ist.​

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Hier eine kleine Aufzählung von bestimmten Glaubenssätzen:

  • Kritik fühlt sich wie persönlicher Angriff an = Du hattest kritische, missbilligende Eltern.

  • Das Gefühl eine Last zu sein = Deine Bedürfnisse haben keine Rolle gespielt.

  • Geringer Selbstwert, der Gedanke "nicht genug" zu sein = Du musstest dir Liebe durch Leistung erarbeiten.

  • Die Angst verlassen zu werden = Vernachlässigung in der Kindheit, Ablehnung in der Kindheit und in der Adoleszenz.

  • Tonalität, Gesichtsausdruck, erhobene Stimme = Du hattest unberechenbare und angsteinflößende Eltern!

  • Schwierigkeiten mit Autoritäten: Wenn dir jemand sagt, was du zu tun hast = Du wurdest kontrolliert und durftest keine eigene Meinung haben (z.B. Freunde wurden misstrauisch empfangen, erst verdientes Geld wurde einkassiert, erste Liebesbeziehung wurde missbilligt)

  • Schuldgefühle beim Ausgeben von Geld für dich selbst = In Armut aufgewachsen und in der Mentalität des Mangels. 

 

 

KPTBS Spätfolgen - â€‹Sabotage von Beziehungen: Das alte Muster in neuen Gewändern

Besonders bei Menschen mit KPTBS zeigt sich ein typisches Muster, wenn es um stabile, liebevolle Beziehungen geht: Sobald Bindung und Vertrautheit wachsen, geraten sie in einen inneren Alarmzustand. Vor allem, wenn es „ernst“ wird - also bei großen Schritten wie gemeinsame Wohnung, Kinderwunsch, Schwangerschaft, Verlobung/Hochzeit - aktiviert das Nervensystem verinnerlichte Schutzmechanismen. Es fühlt sich plötzlich so an, als wäre Nähe ein Eindringling oder sogar Gefahr.

Dann kippen alte Glaubenssätze wieder nach oben:

  • „Das wird sowieso nicht klappen.“

  • „Ich werde am Ende wieder verlassen.“

  • „Es wird sehr weh tun.“

  • „Besser, ich wende mich jetzt ab, bevor es schlimmer wird.“

  • „Ich bin zu schwierig / zu kaputt – mein Partner wäre ohne mich besser dran.“

 

Die Folge: Emotionale Distanzierung beginnt, manchmal über Nacht. Gefühle werden abgestellt, Streit und Rückzug nehmen zu, liebevolle Bindungen werden torpediert – oft ohne durchschaubaren Grund. Nicht selten beenden KPTBS - Betroffene Beziehungen im letzten Moment oder beginnen sie zu sabotieren, wenn es besonders glücklich scheint.  

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Warum?

Das Nervensystem ruft Alarm aus - weil die Gefahr, wieder so tief verletzt zu werden wie in der Kindheit und Adoleszenz, als existenziell erlebt wird. Lieber zieht man jetzt die Reißleine, als noch einmal hilflos einer potenziellen Katastrophe ausgeliefert zu sein. 

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Der unbewusste Kampf gegen die Vergangenheit
Viele Betroffene sabotieren so ihr Glück, ihre Freundschaften, ihre Chancen auf Liebe. Nicht, weil sie es wollen – sondern weil der innere Kampf gegen die Vergangenheit und die tiefsten Wunden als zu bedrohlich oder zu schmerzhaft erlebt wird. Lieber bleiben sie im kontrollierbaren Leiden als im Risiko, erneut enttäuscht zu werden. Es entsteht ein Lebensgefühl von Einsamkeit und Leere, manchmal auch von Zerstörung und Hoffnungslosigkeit.

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Frieden schließen mit dem inneren Kind
Ein erfülltes, lebendiges Leben ist ohne Versöhnung mit dem eigenen „
inneren Kind“ und den alten Denkmustern kaum möglich. Wer nicht lernt, sich selbst zu lieben, die Trauer, Wut und Angst früherer Jahre zu akzeptieren und sich schrittweise neue, positive Erfahrungen zu erlauben, bleibt in der Endlosschleife von alten Verletzungen, Selbstsabotage und Angst gefangen. Aus der kindlichen Not wird die lebenslange Falle: Beziehungen scheitern, Freundschaften verlaufen im Sand, Selbstvorwürfe und Rückzug nehmen überhand.

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​​​All diese Erfahrungen und Verletzungen aus der Kindheit – die ständige Abwertung, das Gefühl, nie gut genug zu sein, das Misstrauen, die Angst vor Nähe, das innere Getriebensein, sich anpassen oder verstecken zu müssen – graben sich tief in das Erleben eines Menschen ein. Sie werden unbewusste Glaubenssätze und Verhaltensmuster, die sich im Erwachsenenleben in immer neuen Formen zeigen.

Wenn über Jahre keine echte Heilung, kein Ausstieg aus diesen Mustern gelingt, entsteht daraus schleichend eine große Leere: das Gefühl, fremd im eigenen Leben zu sein, immer außen vor zu bleiben oder trotz aller Anstrengungen nie „anzukommen“. Die innere Überzeugung, nichts verändern zu können oder sowieso nie glücklich zu sein, wächst – Selbstvorwürfe und Ohnmacht mischen sich mit Rückzug.

Diese Mischung aus tiefer Traurigkeit, Gefühllosigkeit (Numbing), Antriebslosigkeit und der Überzeugung, dass es keinen Ausweg mehr gibt, ist das, was als Depression und Hoffnungs-losigkeit beschrieben wird.
Die Seele schützt sich irgendwann, indem sie alles „
abschaltet“: Freude, Wünsche, Energie – selbst positive Zukunftsbilder wirken dann unerreichbar.

Kurz gesagt:
All diese unverheilten Wunden begünstigen, dass Menschen irgendwann in die Hoffnungslosigkeit und eine ernsthafte Depression geraten. Sie glauben, dass es nie anders werden kann – dabei gäbe es mit Hilfe, Zeit, Geduld und Offenheit oft doch einen Weg zurück ins Leben.

 

Das alles ist der Nährboden für Depressionen und tiefe Hoffnungslosigkeit – und ohne Hilfe bleibt es oft ein lebenslanger, schwerer Schatten. Doch mit Verständnis, Unterstützung und ehrlicher Offenheit gibt es für viele auch eine Tür zurück ins Licht.

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Der Ausweg
Der erste Schritt aus diesem Kreislauf ist die Erkenntnis: Die alten Muster sind verständliche Überlebensstrategien – doch sie müssen nicht für immer gelten. Innere Arbeit, therapeutische Begleitung und ein liebevoller Blick auf das verletzte innere Kind helfen, neue Sicherheit zu schaffen.

Wer bereit ist, sich mit den alten Wunden und Glaubenssätzen auseinanderzusetzen und den Mut aufbringt, Schritt für Schritt neue Nähe zuzulassen, hat die Chance, die Vergangenheit zu heilen und ein neues Kapitel für sich zu beginnen.
Andernfalls – das zeigt die Erfahrung – erwartet viele ein Leben voller Einsamkeit, emotionaler Kälte und Selbstsabotage. Aber es ist nie zu spät, Frieden zu finden und sich selbst ein guter Begleiter zu werden.

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MUT & HOFFNUNG:

Wenn du selbst betroffener bist, oder Menschen an deiner Seite hast, die dir trotz allem die Treue halten – die dich motivieren, stärken und immer wieder unterstützen, auch wenn du sie manchmal zurückstößt – dann könnte jetzt der Moment gekommen sein, zum ersten Mal im Leben ganz ehrlich zu dir selbst und zu anderen zu sein. Ehrlich zu deinem „inneren Kind“, ehrlich zu den Menschen, die dich lieben. Wage es, offen auszusprechen, was in dir vorgeht, und bitte um Hilfe – selbst an jenen dunklen, schwierigen Tagen, an denen alles aussichtslos erscheint.

Heilung ist ein langer, oft steiniger Weg mit Umwegen, Rückschlägen und eigenen inneren Stolpersteinen. Doch er ist möglich und wertvoll. Jeder noch so kleine Schritt in Richtung Öffnung, Ehrlichkeit und Selbstannahme bringt dich dem Frieden näher, nach dem du dich so lange sehnst – hin zu einem Leben, das wirklich dir gehört und das du, genau wie jeder andere Mensch, verdient hast. Trau dich. Dein Weg lohnt sich.

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Sucht Professionelle Hilfe, arbeitet an euren Glaubenssätzen, informiert euch über KPTBS, PTBS, Depressionen, Denkmuster, Selbstfindung und bringt Verständnis für euch selbst auf, haltet die Hoffnung aufrecht. Man kann diesen Kreislauf durchbrechen.

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​Eine Liste zur Verdeutlichung​​

Auswirkungen von psychischer Gewalt und emotionaler Vernachlässigung in der Kindheit​

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Eltern kritisieren ständig, statt zu loben.
→ Kind lernt: „Ich bin nie gut genug.“
Zukunft: Ständiger Selbstzweifel, Perfektionismus oder ständiges Gefühl, es allen recht machen zu müssen, Angst vor Fehlern.

 

Eltern ignorieren Gefühle („Stell dich nicht so an!“).
→ Kind lernt: „Meine Gefühle sind falsch/unwichtig.“
Zukunft: Unterdrückt eigene Emotionen, kann Gefühle anderer schlecht erkennen, zeigt wenig Empathie.

 

Eltern bestrafen Rückzug mit Liebesentzug („Geh in dein Zimmer, ich will dich nicht sehen!“).
→ Kind lernt: „Ich werde nur geliebt, wenn ich funktioniere.“
Zukunft: Entwickelt Verlustangst, will immer gefallen, kann sich nicht abgrenzen.

 

Eltern beschämen das Kind für Fehler („Peinlich, wie du aussiehst/denkst!“)
→ Kind lernt: „Ich bin weniger wert, wenn ich Schwächen zeige.“
Zukunft: Versteckt Schwächen, lebt mit innerer Scham, kann nicht über Probleme reden.

 

Eltern ignorieren das Kind tagelang (emotionales Ghosting).
→ Kind lernt: „Ich bin unsichtbar, nicht wichtig.“
Zukunft: Fühlt sich in Beziehungen oft übergangen oder nicht gesehen, gibt schnell auf.

 

Streit und Gewalt zwischen Eltern, Kind fühlt sich ohnmächtig.
→ Kind lernt: „Die Welt ist nicht sicher, Konflikte sind gefährlich.“
Zukunft: Meidet Streit, Konfliktfähigkeit fehlt, lebt mit Dauerangst oder wird überkontrollierend.

 

Kein Trost bei Kummer, Abschieben, Vernachlässigung.
→ Kind lernt: „Hilfe gibt’s nicht, ich muss alleine klar kommen.“
Zukunft: Lässt niemanden an sich heran, kann keine Nähe oder Hilfe annehmen, vertraut niemandem.

 

Eltern manipulieren mit Drohungen („Wenn du das tust, bin ich weg!“).
→ Kind lernt: „Menschen sind unberechenbar, Liebe kann jederzeit enden.“
Zukunft: Entwickelt Angst vor Nähe, Bindungsprobleme, verlässt Beziehungen oft vorschnell.

 

Eltern benutzen das Kind, um eigene Probleme zu lösen (Elternrolle umkehren).
→ Kind lernt: „Ich bin für die Großen verantwortlich.“
Zukunft: Übernimmt Verantwortung für alle, vergisst sich selbst, leidet oft an Erschöpfung.

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Mutter macht Kind für ihre Sorgen verantwortlich („Wegen dir bin ich so gestresst!“).

→ Kind lernt: „Ich bin schuld am Unglück anderer.“

Zukunft: Übernimmt häufig Verantwortung für Probleme anderer, opfert eigene Bedürfnisse auf, hat Schuldgefühle ohne Grund.

 

Parentifizierung - Kind wird gezwungen ein Elternteil zu ersetzen (überforderte Mutter/Vater ), zu helfen und Verantwortung zu tragen (Finanziell, Trost, ersetzt Mutter/Vater):

→ Kind lernt: „Ich bin nur wertvoll, wenn ich für andere sorge oder sie repariere. Es ist meine Aufgabe um das Wohl der Mutter/des Vaters/der Geschwister zu sorgen.

Zukunft:  Helferkomplex („Ich bringe Opfer, kümmere mich, rette dich!“), tiefer Drang, immer helfen, retten, stützen zu müssen – auch wenn das auf die eigene Kosten geht. Fühlt sich „richtig“ oder "vertraut" - wie zuhause - „Das kenne ich! Hier weiß ich automatisch, was zu tun ist.“). Manchmal werden Probleme der anderen sogar gesucht oder „gebraucht“, um sich selbst wertvoll zu fühlen. 

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Vater ist kühl, distanziert, schreit Kind an, droht und ist emotional nicht verfügbar.

→ Kind lernt: „Emotionen darf ich niemals zeigen.“

Zukunft: Bleibt als Erwachsener auch kalt, ablehnend, unnahbar – besonders zu Partner/Kindern; bricht Kontakt zu emotionalen Menschen ab - übernimmt Verhaltensmuster vom Vater.

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Eltern machen sich über das Kind lustig, spotten.
→ Kind lernt: „Ich bin eine Witzfigur.“
Zukunft: Versucht, sich anzupassen, entwickelt soziale Ängste, meidet Gruppen oder reagiert mit Spott.

 

Kinder werden kontrolliert/überwacht (keine Privatsphäre).
→ Kind lernt: „Ich habe kein Recht auf ein eigenes Leben.“
Zukunft: Kann keine Selbstständigkeit leben, rebelliert extrem oder wird zur „grauen Maus“, gibt sich selbst auf.

 

Emotionale Erpressung („Nur wenn du brav bist, hab ich dich lieb!“).
→ Kind lernt: „Liebe ist an Bedingungen geknüpft.“
Zukunft: Sucht in Beziehungen immer Zustimmung, hat Angst abgelehnt zu werden.

 

Erfolge werden nicht anerkannt oder werden klein geredet.
→ Kind lernt: „Ich mache nie etwas Gutes, ich darf mich nicht freuen.“
Zukunft: Kann Stolz oder Freude nicht zeigen, sieht überall Defizite.

 

Bedürfnisse werden nicht beachtet („Du brauchst das nicht!“).
→ Kind lernt: „Meine Bedürfnisse sind unwichtig oder falsch.“
Zukunft: Kennt eigene Bedürfnisse nicht, kann sie nicht kommunizieren oder setzt sie nie durch.

 

Verlassen/Zurücklassen (Eltern gehen, ohne sich zu verabschieden oder erklären sich nie).
→ Kind lernt: „Vertrauen ist gefährlich, jeder verlässt mich irgendwann.“
Zukunft: Erwartet Verlassenwerden in Beziehungen, testet Partner, geht lieber selbst zuerst.

 

Unsicherheit und Schuldgefühle werden aktiv erzeugt („Du bist zu sensibel, zu dumm.., hast du kein Gehirn?).
→ Kind lernt: „Ich bin schuld, ich tauge nichts.“
Zukunft: Entwickelt negative Glaubenssätze, sabotiert sich selbst, vermeidet Herausforderungen.

 

Kein Lob, keine Zuwendung bei kleinen Erfolgen.
→ Kind lernt: „Erfolg ist bedeutungslos, Anerkennung gibt’s nicht.“
Zukunft: Sucht dauerhaft nach äußerer Bestätigung, hat oft kein eigenes Wertgefühl.

 

Emotionales Klima der Angst und Unsicherheit (ständige Streits, plötzliche Wutausbrüche, Schweigen).
→ Kind lernt: „Ich muss immer vorsichtig sein, auf andere aufpassen, Kontrolle behalten.“
Zukunft: Lebt in permanentem Alarmzustand, kann nie entspannen, wird kontrollierend oder zieht sich zurück.

 

Eltern lachen über die Träume oder Interessen des Kindes („Mit sowas verdient man später eh nix!“).
→ Kind lernt: „Meine Wünsche sind unrealistisch/peinlich.“
Zukunft: Träume nicht verfolgen, Ziele ständig anzweifeln, sich nicht zutrauen, für Herzensprojekte zu kämpfen.

 

Kind wird regelmäßig mit Geschwistern verglichen („Deine Schwester macht das viel besser!“).
→ Kind lernt: „Ich bin immer schlechter als andere.“
Zukunft: Konkurrenzdenken, ständige Vergleicherei, Neid, übermäßiger Ehrgeiz oder Selbstabwertung.

 

Eltern verbieten Intimität und Nähe („Umarmungen sind schwach/unnötig!“).
→ Kind lernt: „Körperliche Nähe ist schlecht.“
Zukunft: Scheu vor Nähe, Hemmungen in Beziehungen und Sexualität, Kann keine Zärtlichkeit geben oder nehmen.

 

Eltern nehmen das Kind nie in Schutz vor Fremden/anderen Erwachsenen.
→ Kind lernt: „Keiner steht für mich ein.“
Zukunft: Lässt sich als Erwachsener herabwürdigen, schützt sich schlecht, wehrt sich nicht gegen Ungerechtigkeit.

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Eltern reagieren auf alles mit Pessimismus („Das klappt eh nie“, „Die Welt ist einfach schlecht“, „Erwarte lieber nichts Gutes“).
→ Kind lernt: „Optimismus ist naiv, es lohnt sich nicht, sich anzustrengen, weil sowieso alles schiefgeht.“
Zukunft: Entwickelt eine pessimistische Grundhaltung, erwartet Enttäuschungen, gibt schnell auf, wagt neue Dinge selten oder gar nicht, entwickelt Abneigung gegenüber nahestehenden Personen und verfällt zu schnell in Hoffnungslosigkeit.

 

Eltern lästern häufig über andere Menschen, bewerten, machen sich heimlich lustig („Hast du die Nachbarn gesehen? Peinlich!“).
→ Kind lernt: „Man darf niemandem vertrauen, über Menschen redet man schlecht hinterm Rücken.“
Zukunft: Tratscht/Lästert selbst viel, vertraut anderen wenig, hält Abstand, urteilt schnell und fürchtet, selbst zum Ziel von Lästereien zu werden.

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Kind wird für Gefühle (Weinen, Wut, Angst) verspottet.
→ Kind lernt: „Gefühle zeigen macht mich zur Zielscheibe.“
Zukunft: Versteckt Gefühle extrem, entwickelt evtl. psychosomatische Beschwerden, hat Probleme mit Depressionen oder Angststörungen.

 

Eltern drohen mit Verlassenwerden („Wenn du das tust, bist du nicht mehr mein Kind!“).
→ Kind lernt: „Ich bin immer in Gefahr, verlassen zu werden.“
Zukunft: Klammert in Beziehungen, Angst vor Trennung, entwickelt Verlustangst und Kontrollverhalten in Partnerschaften.

 

Eltern ignorieren oder verspotten die Ängste des Kindes.
→ Kind lernt: „Angst ist Schwäche, ich darf nie Angst haben.“
Zukunft: Unterdrückt Angst, steigert sich in Panik hinein, kann Angstprobleme nicht ansprechen oder Hilfe annehmen.

 

Eltern sind launenhaft/unberechenbar—kein Verlass auf Reaktionen.
→ Kind lernt: „Ich kann niemandem vertrauen, alles ist Zufall.“
Zukunft: Erwartet das Schlechteste, lebt ständig angespannt, kann nicht mit Unsicherheit oder Überraschungen umgehen.

 

Kind wird für Hilfe bestraft („Du hast doch alles nur schlimmer gemacht!“).
→ Kind lernt: „Ich kann nichts richtig machen, helfen ist gefährlich.“
Zukunft: Hilflosigkeit, Angst vor Verantwortung, übernimmt keine Aufgaben.

 

Geheimnisse oder familiäre Probleme dürfen nicht besprochen werden.
→ Kind lernt: „Reden ist gefährlich.“
Zukunft: Verschweigt Probleme, redet selten über Sorgen, lebt in innerer Isolation, lügt.

 

Eltern drohen mit Krankheit oder Tod, um das Kind zu kontrollieren („Wenn du dich aufregst, bekomme ich Herzschmerzen!“).
→ Kind lernt: „Meine Bedürfnisse machen andere krank.“
Zukunft: Eigenes Wohlergehen wird ständig hintenangestellt, Angst davor, anderen Schaden zuzufügen.

 

Eltern bestrafen Ehrlichkeit („Du bist zu direkt – so redet man nicht mit Erwachsenen!“).
→ Kind lernt: „Ehrlichkeit ist schlecht, ich muss lügen oder schweigen.“
Zukunft: Manipulieren, Doppelleben führen, Angst, die Wahrheit zu sagen.

 

Kind erlebt dauernd, dass Pläne nicht eingehalten werden, Versprechen gebrochen werden.
→ Kind lernt: „Nichts ist verlässlich, Menschen halten sich nicht an Abmachungen.“
Zukunft: Trifft keine Abmachungen, macht keine Versprechen, rechnet immer mit Enttäuschung.

 

Kind wird für die Fehler/Probleme der Eltern verantwortlich gemacht.
→ Kind lernt: „Ich bin die Ursache von Problemen.“
Zukunft: Übernimmt zu viel Schuld und Verantwortung, entwickelt Schuldgefühle, selbst wenn sie unbegründet sind.

 

Eltern loben nur äußeres Erscheinungsbild („Du bist aber hübsch!“ statt „Du bist klug“).
→ Kind lernt: „Mein Wert hängt nur von Aussehen/Kleidung/Erfolg ab.“
Zukunft: Überbetont Äußerlichkeiten, sucht Selbstwert über Aussehen, hat Angst vor dem „inneren Wertlossein“.

 

Kind wird isoliert, darf keine Freunde einladen/kontaktieren.
→ Kind lernt: „Beziehungen machen Probleme, Freunde sind gefährlich.“
Zukunft: Hat Mühe, Freundschaften zu schließen, zieht sich sozial zurück, fühlt sich einsam.

 

Eltern stellen das Kind ständig bloß („Das ist unser Sorgenkind!“ auf Familienfeiern).
→ Kind lernt: „Ich bin ein Versager, alle wissen das.“
Zukunft: Schamgefühl, fühlt sich minderwertig, meidet öffentliche Situationen.

 

Eltern grenzen das Kind aus Familienentscheidungen völlig aus, behandeln es als unmündig.
→ Kind lernt: „Meine Meinung zählt nicht.“
Zukunft: Trifft keine Entscheidungen selbst, überlässt alles anderen, bekommt schnell Angst, wenn Verantwortung gefragt ist.

 

Eltern vernachlässigen ihre Aufsicht, während in der Familie Geschwister sich gegenseitig abwerten, lästern und Bündnisse gegen Einzelne schmieden. Wer nicht passt, wird ausgegrenzt – die Eltern schauen zu oder verstärken diese Dynamik durch Vergleichen und Aufwiegeln.
→ Kind lernt: „Ich muss mich anpassen oder andere abwerten, sonst werde ich ausgeschlossen.“
Zukunft: Entwickelt Misstrauen, Konkurrenzdenken und starke Angst vor Ausgrenzung. Sucht als Erwachsener selbst Verbündete gegen andere, wertet Menschen ab oder schließt sie aus, wenn sie nicht in die eigene Gruppe passen.

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Kind wird gezwungen, sich für Eltern zu schämen („Du bist wie dein Vater! Das wird nie was mit dir.“).
→ Kind lernt: „Ich bin schlecht, Schuld ist in meinen Adern.“
Zukunft: Ständiges Minderwertigkeitsgefühl, Angst, eigene Erfolge zu genießen, Identitätsprobleme.

 

Eltern sind unberechenbar im Lob: Mal überschütten sie mit Zuwendung, mal ignorieren sie komplett.
→ Kind lernt: „Liebe kommt und geht – ich muss mich unsichtbar machen oder dafür kämpfen.“
Zukunft: Bleibt als Erwachsener emotional unsicher, heftet sich an Beziehungen, klammert und lebt in ständiger Anspannung.

 

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Hier 6 der häufigsten Beispiele, wie die Zukunft der Kinder - also die typischen Verhaltensweisen innerhalb der Arbeitswelt, des Familienlebens und in Beziehungsdynamiken aussehen könnten.

Ziel ist es, aufzuzeigen, wie sich emotionale Vernachlässigung und psychische Gewalt in der Kindheit später im Alltag bemerkbar machen können - die wiederum zu Depressionen führen.

 

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1. Vergleiche mit Geschwistern

Kind wird regelmäßig mit Geschwistern verglichen („Deine Schwester macht das viel besser!“).

→ Kind lernt: „Ich bin immer schlechter als andere.“

  • Auf der Arbeit:
    Vergleicht sich ständig mit Kollegen, fühlt sich leicht übergangen oder minderwertig – oder versucht, andere auszustechen. Neigt zu Neid oder leistet über das eigene Limit hinaus, um Anerkennung zu erlangen.

  • Im Familienleben:
    Sucht nach Lob oder bevorzugter Behandlung, misst sich an Geschwistern oder sogar an den eigenen Kindern. Erlebt oft Neid, Eifersucht oder ständige Selbstkritik.

  • In der Beziehung:
    Sieht den Partner als Rivalen um Anerkennung und Liebe, wertet sich selbst ab („Andere wären besser als ich“) oder sucht ständig Bestätigung. Fürchtet, nie gut genug zu sein, und zeigt übermäßige Eifersucht.

 

2. Aktive Verunsicherung und Schuldzuweisung

Unsicherheit und Schuldgefühle werden aktiv erzeugt („Du bist zu sensibel, zu dumm…“).

→ Kind lernt: „Ich bin schuld, ich tauge nichts.“

  • Auf der Arbeit:
    Hinterfragt ständig die eigenen Entscheidungen („Das mache ich bestimmt falsch“), übernimmt selten Führungsrollen oder Initiative, entschuldigt sich oft für Kleinigkeiten und macht sich unsichtbar.

  • Im Familienleben:
    Scheut Konflikte und eigene Standpunkte, übernimmt zu viel Verantwortung für das (Un-)Glück der anderen. Geht Problemen aus dem Weg, indem es sich anpasst oder die eigenen Wünsche zurückstellt.

  • In der Beziehung:
    Übernimmt für alles die Schuld, entschuldigt sich schnell, passt sich übertrieben an. Entwickelt schnell das Gefühl, nicht liebenswert zu sein und versagt zu haben, auch bei Kleinigkeiten.

 

3. Emotionale Kälte und Unverfügbarkeit

Vater/Mutter ist kühl, distanziert, schreit Kind an, droht und ist emotional nicht verfügbar.

→ Kind lernt: „Emotionen darf ich niemals zeigen.“

  • Auf der Arbeit:
    Bleibt distanziert, wirkt kühl oder unnahbar; beteiligt sich wenig an sozialen Interaktionen im Team, grenzt sich innerlich ab, vermeidet Konflikte oder emotionale Themen.

  • Im Familienleben:
    Zeigt selten oder gar keine Gefühle, ist zurückhaltend im Austausch mit Familienangehörigen, hält sich aus Familienangelegenheiten emotional raus.

  • In der Beziehung:
    Bleibt auch gegenüber dem Partner verschlossen, zeigt wenig Herzlichkeit oder Nähe, spricht nicht über Gefühle; verhält sich kalt oder zieht sich zurück, gerade bei Konflikten oder wenn die Beziehung intensiver und ernst wird ("Das ist zu gut um wahr zu sein" oder "Bei Mutter und Vater war es auch so, also ist das schon ok").

 

4. Elterlicher Pessimismus

Eltern reagieren auf alles mit Pessimismus („Das klappt eh nie“, „Die Welt ist schlecht“, „Erwarte lieber nichts Gutes“).

→ Kind lernt: „Optimismus ist naiv, es lohnt sich nicht, sich anzustrengen, weil sowieso alles schiefgeht.“

  • Auf der Arbeit:
    Zieht sich bei neuen Projekten oder Herausforderungen zurück („Das machen die eh nie richtig“), bringt kaum eigene Ideen ein und erwartet oft das Scheitern von Veränderungen oder Teaminitiativen.

  • Im Familienleben:
    Redet negative Zukunftsaussichten klein („Bringt alles nichts, es wird sowieso wieder schiefgehen“), entmutigt andere Familienmitglieder und bremst die Unternehmungslust der Familie.

  • In der Beziehung:
    Hat Angst, glücklich zu sein, weil das Glück ohnehin nicht bleibt; erwartet Rückschläge, misstraut positiven Entwicklungen und setzt wenig Hoffnung in gemeinsame Pläne.

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5. Kind erlebt, dass in der Familie ständig über andere gelästert, abgewertet und hinter dem Rücken schlecht gesprochen wird („Die Nachbarn sind dumm...“, „Dein Onkel ist ein Versager...“, „Mama kann gar nix richtig...“). 

→ Kind lernt: „Andere abzuwerten macht mich selbst größer oder schütz mich vor Kritik. Hinter dem Rücken wird sowieso immer schlecht geredet.“

  • In der Arbeitswelt:
    Bewertet und kritisiert regelmäßig die Kolleg:innen hinter deren Rücken („Der Kollege hat keine Ahnung…“, „Die Chefin macht ständig Fehler…“), verbreitet Gerüchte oder sucht Zustimmung für die eigene Sichtweise durch Abwertung anderer.
    → Versucht dadurch, sich selbst aufzuwerten und Kontrolle über das Arbeitsklima zu gewinnen, fühlt sich aber oft isoliert oder unverstanden.

  • Im Familienleben: Lästert oder redet abwertend über Geschwister/den Partner (vor den Kindern, Verwandten, Freunden: „Der/die kriegt nie was hin...“, „Das ist halt typisch für ihn/sie...“), stellt die Beziehung als Zumutung oder Last dar.
    → Führt zu Spaltung, Frust und oft auch dazu, dass andere Familienmitglieder Partei ergreifen oder die Partnerschaft weniger achten. 

  • In der Beziehung:
    Sabotiert den Partner emotional; redet schlecht über die Erfolge oder Träume des Partners („Du kannst das sowieso nicht...“, „Das bringt doch eh nichts...“), hinterfragt dessen Entscheidungen und macht den Partner vor anderen klein (Der/die ist zu nichts zu gebrauchen, ist faul...).
    → Fördert ein Klima von Misstrauen, Unsicherheit und Abhängigkeit, schwächt das Selbstwertgefühl des Partners und fördert die Ausgrenzung in der Familie.

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6. Eltern vernachlässigen ihre Aufsicht, während in der Familie Geschwister sich gegenseitig abwerten, lästern und Bündnisse gegen Einzelne schmieden. Wer nicht passt, wird ausgegrenzt – die Eltern schauen zu oder verstärken diese Dynamik durch Vergleichen und Aufwiegeln.

→ Kind lernt: „Wer nicht angepasst ist oder wem jemand missfällt, kann von der Gruppe ausgegrenzt werden. Man schützt sich, indem man andere vor allen schlecht dastehen lässt und Bündnisse schmiedet.“

  • Arbeitswelt:
    Es sucht einzelne Kolleg:innen als „Verbündete“, spricht gezielt abwertend über andere Kolleg:innen, macht Fehler oder Schwächen groß vor Vorgesetzten oder im Flurfunk. Wer nicht „dazu gehört“, wird sozial isoliert oder aus wichtigen Teamentscheidungen ausgeschlossen. Die Arbeitsatmosphäre wird vergiftet, manche Kolleg:innen erleben ausgeprägtes Mobbing.

  • Im Familienleben:
    Die Geschwister bewerten gegenseitig (und vor Eltern, deren Partner:innen oder Kindern) sich und deren Partner:innen ab:
    Zum Beispiel wird der Partner oder die Partnerin eines Geschwisters schlechtgeredet („Mit der kann ich nichts anfangen, die passt nicht zu uns!“, „Er nutzt sie doch eh nur aus…“).
    Dabei werden gezielt Allianzen aufgebaut („Wir halten lieber zusammen, lass sie/ihn außen vor“). Der schlechtgemachte Mensch (Geschwister oder Anhang) wird von Feiern, Gesprächen oder Entscheidungen ausgeschlossen, gilt als „schwierig“ oder wird isoliert. Die Gruppendynamik ist geprägt von Misstrauen, Parteinahme und wechselnden Bündnissen – echte Zugehörigkeit oder Toleranz fehlen.

  • Beziehung:
    Diese Muster wirken sich auch in der eigenen Partnerschaft aus. Wer sich bedroht, minderwertig oder zu wenig geliebt fühlt, beginnt, den Partner systematisch abzuwerten.
    Manchmal wird sogar offen das Ziel verfolgt, den Partner so weit rauszuekeln aus der Gemeinschaft, dass er sich von selbst trennt oder freiwillig das Feld räumt. Dieses soziale Muster führt zu tiefen Gräben, viel Einsamkeit, Misstrauen und zu toxischen Allianzen, in denen am Ende Einzelne ausgeschlossen oder systematisch entwertet werden. Das erlernte Verhalten aus der Kindheit wird auf alle Beziehungen übertragen und verhindert echte Nähe, Vertrauen und Frieden – sowohl im Familienkreis, im Freundeskreis, im Team als auch in der Partnerschaft.

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Quellen:

Nicole Strüber: "Die erste Bindung."

John Bowlby: "Bindung."

Informationsportal Kinderschutz: https://www.kinderschutz.de

DeGPT – Trauma und Bindung: https://www.degpt.de

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